Nieren sind für lebensnotwendige Aufgaben im Körper zuständig und erbringen dabei Höchstleistungen. Sie reinigen das Blut von Abfallstoffen, regulieren den Elektrolythaushalt und sind zuständig für die Ausscheidung von Harn. Außerdem unterstützen die Nieren die Blutbildung und aktivieren Hormone für den Knochenaufbau.
Verschiedene Erkrankungen können kurzzeitig zu einer Verschlechterung der Filterfunktion führen, die meist gut kompensierbar sind. Bestehen jedoch funktionelle oder strukturelle Schädigungen der Niere länger als drei Monate, spricht man von einer chronischen Nierenerkrankung.
Da der schleichende Verlust anfangs keine Beschwerden verursacht, bleibt ein Nierenleiden oft unbemerkt. Im Endstadium muss die Funktion der Niere mittels einer Dialyse oder durch eine Nierentransplantation ersetzt werden. Unbehandelt kann eine chronische Nierenerkrankung – vor allem durch ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko – im schlimmsten Fall zum Tod führen (1). ExpertInnen fordern schon lange ein frühzeitiges Screening auf Nierenschädigungen.
Etwa 900 000 Menschen in Österreich leiden an einer Nierenschwäche (1). Neun von zehn Menschen haben jedoch keine Kenntnis darüber (2). Da in frühen Stadien nur unspezifische Symptome auftreten, befinden sich zehn Prozent der PatientInnen zur Zeit der Diagnose bereits im Stadium 3 der Erkrankung (3). Die Folgen einer lange unbehandelten Nierenschwäche können schwerwiegend sein, denn neben dem Verlust der Lebensqualität kann eine CKD lebensbedrohlich sein (1). Die Sterblichkeit durch chronisches Nierenversagen steigt jährlich um etwa vier Prozent (1). Die Integration der Erfassung der Nierenparameter in die Vorsorgeuntersuchung bei RisikopatientInnen wäre eine Möglichkeit, um der hohen Dunkelziffer entgegenzuwirken.
Neben den vielfältigen Ursachen für eine chronische Nierenerkrankung stehen Diabetes und Bluthochdruck an erster Stelle der Risikofaktoren (4, 5). CKD ist bei Diabetes häufiger als in der Allgemeinbevölkerung, wobei 22,5% sich bereits im CKD Stadium 3 oder 4 befinden (6). Laut dem österreichischen Dialyse- und Transplantationsregister (OEDTR) waren 23% der DialysepatientInnen Typ-2-Diabetiker (7). Nur ein kleiner Teil der Nierenerkrankungen ist erblich bedingt. Experten gehen davon aus, dass die Zahl der PatientInnen mit dem steigenden Lebensalter der Bevölkerung zunehmen wird.
Per Definition spricht man von einer CKD, wenn strukturelle und funktionelle Störungen der Nieren länger als drei Monate andauern. Ausgedrückt in Messgrößen zur Beurteilung der Nierenfunktion bedeutet das: beim Vorliegen einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) unter 60 ml/min/1,73 m2 und/oder mehr als 30 mg Albuminausscheidung (UACR) pro Tag (4).
Mehr über die Diagnose der CKDObwohl mit steigender Lebenserwartung Nierenleiden im Alter vermehrt auftreten, ist CKD keine typische Alterserscheinung. Vielmehr beschleunigen eine Reihe von Risikofaktoren den altersbedingten Funktionsverlust und begünstigen den chronischen Verlauf. Neben Typ-2- Diabetes als Hauptverursacher sind PatientInnen mit Bluthochdruck, Übergewicht, Herzerkrankungen, Glomerulonephritis oder einer familiären Vorgeschichte besonders gefährdet (4, 5). Rund ein Viertel der DialysepatientInnen sind Typ-2-Diabetiker, bei vier von zehn PatientInnen mit Herzinsuffizienz verschlechtert sich die Nierenfunktion (7, 8).
Umgekehrt kann eine verminderte Nierenleistung weitreichende Folgen haben: eine schlechte Nierenfunktion zieht andere Organe in Mitleidenschaft und erhöht das Risiko für die Entstehung von Begleiterkrankungen wie zum Beispiel Herzinsuffizienz. Untersuchungen haben gezeigt, dass PatientInnen mit CKD sechsmal wahrscheinlicher an einer Herzerkrankung versterben (9).
Eine schlechte Nierenfunktion im frühen bis mittleren Stadium bleibt meist unentdeckt, da Symptome oftmals nicht vorliegen oder nicht stark ausgeprägt sind (10). Genauer gesagt treten bis Stadium 4 der Erkrankung keine oder nur unspezifische Beschwerden auf. Schwellungen der Hände und Füße, Übelkeit, Erbrechen, Juckreiz der Haut, lassen an erster Linie nicht (initial) an ein Nierenleiden denken (Grafik 1). Der ansteigende Druck in den Nieren schädigt jedoch bereits die Gefäßwände enorm. In weiterer Folge wird das Blut nicht mehr ordentlich gereinigt. Ist die Funktionsstörung schon sehr weit fortgeschritten, sind Schäden meist irreversibel und können in der schwersten Form zu akutem Nierenversagen führen. Eine Dialyse oder Nierentransplantation sind in dieser Notfallsituation die einzigen Behandlungsoptionen (11).
Literatur:
PP-KER-AT-0119-1-2023-03
AT-8666 03/2023